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Wie schreibe ich eine gute Erörterung?

Eine wichtige Aufgabe im Fach Deutsch ist das Diskutieren. Es fängt mit kleinen Pro/Contra-Aufsätzen an, geht bis hin zu Debattier-AGs mit Wettkämpfen und endet entweder in der 10. Klasse mit einer Kreativaufgabe, die einen Erörterungsteil enthält, oder beim Abitur mit der Aufgabe „Analyse und Erörterung von pragmatischen Texten“.

Für eine gute Erörterung sind folgende Dinge wichtig:

 

 

 


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Erörterung – Pro und Contra oder nicht?

Die erste Entscheidung: dialektisch oder linear?

Erörterungen können sich in ihrer Form unterscheiden. Es gibt da diese beiden bösen Wörter „linear“ und „dialektisch“, bei denen sich viele Schüler fragen, was sie eigentlich bedeuten

Dialektisch bedeutet, es wird euch eine Aufgabe gestellt, die eine Ja-oder-Nein-Antwort erfordert, das heißt, ihr müsst in eurem Aufsatz entsprechen die Teile Pro und Contra unterbringen.

Zum Beispiel:

  • „Ein Computer zu Hause – eine sinnvolle Anschaffung für einen Jugendlichen?“ (Prüfungsaufgabe Realschule, 1990)
  • „Was spricht für, was spricht gegen Jugendhäuser als Ort der Freizeitgestaltung für Jugendliche?“ (Prüfungsaufgabe Realschule, 1992)
  • „Der Schnellimbiss ist beliebt. Welche Gründe sprechen für diese Form des Essens, welche dagegen?“ (Prüfungsaufgabe Realschule, 1994)

Linear bedeutet, ihr müsst das Thema erklären, eingrenzen, ausweiten, übertragen und Lösungsansätze oder Kompromisse finden.

Zum Beispiel:

  • „Ich kann die Welt nicht verändern, aber einen einzelnen Menschen, mich selber“ – Zitat von Karl-Heinz-Böhm (Prüfungsaufgabe Realschule, 1994)
  • „Die Fotografie wurde 150 Jahre alt. Stellen Sie die Bedeutung dieser Erfindung dar!“ (Prüfungsaufgabe Realschule, 1990)
  • „In zunehmendem Maße werden in Film und Fernsehen drastische Gewaltdarstellungen gezeigt. Welche Auswirkungen kann der Konsum solcher Bilder auf Jugendliche haben?“

 


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Erörterung – Vorarbeiten

Das Thema

Wichtig ist hier, wie bei allen Aufsätzen, dass ihr das Thema auch wirklich erfasst habt, bevor ihr anfangt, eure Erörterung auszuarbeiten. Lest euch also die Arbeitsanweisung wirklich GENAU durch und unterstreicht euch die Schlüsselwörter, die ihr im Auge behalten müsst!

Nehmen wir ein Beispiel: „Ein Computer zu Hause – eine sinnvolle Anschaffung für einen Jugendlichen?“

Es geht um einen Computer – wer seinen Aufsatz später primär über das Internet schreibt, schrammt damit am Thema vorbei.

Gefragt wird, ob dieser Computer eine sinnvolle Anschaffung ist. Was bedeutet sinnvoll? Werdet euch darüber klar, legt euch erst mal selbst eine Definition zurecht. Möglicherweise treffen hier auch verschiedene Meinungen über das Wort zusammen, aus Elternsicht und aus Sicht von Jugendlichen.

Es geht darum, ob der Computer eine sinnvolle Anschaffung für einen Jugendlichen ist. Jugendlich ist man von ca. 12 – 18 Jahren. es geht also nicht um kleine Kinder und auch nicht um Erwachsene.

 

Stoffsammlung

Ob ihr die Stoffsammlung mit Hilfe einer Mindmap oder einer Liste macht, ist völlig egal, es kommt auf das Ergebnis an. Nehmt das, womit euer Gehirn besser zurechtkommt. Ich persönlich nehme gerne erst eine Mindmap, ordne die Punkte dann anschließend aber in eine Liste. Das hat den Vorteil, dass ich bei der Mindmap alles aufschreiben kann, was mir gerade einfällt, in die Liste kommt aber nachher nur das, was wirklich zum Thema gehört und meine Argumentation stützt.

Ihr überlegt euch also zunächst einmal, was der Besitz eines Computers so alles mit sich bringt. Heute versteht es sich von selbst, dass man auch einen Drucker- und einen Internetanschluss dabei hat. Welche Möglichkeiten bieten sich da? Und mit der Software?

Anschließend macht ihr euch Gedanken um die Lebenswelt eines Jugendlichen, was gehört da so alles dazu?

Abschließend führt ihr das beides zusammen mit dem Wort „sinnvoll“. Es ist gut für das Gehirn, wenn ihr euch den Begriff einfach noch einmal hinschreibt und dann entscheidet, welche Aspekte sinnvoll sind und welche vielleicht nicht.

Das könnte zum Beispiel so aussehen: Stoffplanung

 


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Erörterung – Argumente finden

Nehmen wir nochmals das Bild unserer Fernseh-Diskussionsrunde: Nachdem der Moderator erklärt hat, um welches Thema es geht, stellt er die eingeladenen Gäste vor bzw. lässt sie sich selbst vorstellen. Eine typische Zusammenstellung könnten sechs Gästen sein, jeweils drei für Befürworter und drei Gegner des Themas, also für euch drei Pros und drei Contras.

Dabei sind die Meinungen der drei Gäste noch einmal in sich abgestuft. Meistens ist einer dabei, den das Thema ganz persönlich betrifft und der sich auch nicht umstimmen lassen wird. Dann gibt es einen Experten, der beruflich mit dem Thema zu tun hat und sich mit Fakten und Studien auskennt. Dieser vertritt eine rein sachliche Meinung. Schließlich gibt es auch noch Gäste, die das Gute und das Schlechte des Themas erkannt haben und zu einem Kompromiss bereit wären.

Beispiel: Computer für Jugendliche

Übertragen auf das Beispiel mit dem Computer für Jugendliche hättet ihr also auf der einen Seite eine Art Sheldon Cooper, der sich gar nicht vorstellen kann, das irgendjemand ohne Computer leben will, weil sich sein Leben ausschließlich um diese Technik dreht. Er kennt die neusten Erfindungen und für alles ein Programm und stellt vor, wie es sein Leben verbessert.
Auf der anderen Seite habt ihr ein Kind aus einer technikfernen Familie, die keinen Fernseher und keinen Computer besitzt, weil sie gerne ganz in einer realen Welt leben möchte. Dieses Kind ist sportbegeistert, eine Leseratte und hat jedes Museum im Umkreis besucht. Außerdem kann es ausgefallene Dinge wie schmieden und Parkour.

An zweite Stelle sitzt jeweils ein Experte, der die Vorteile aufzählt, die es mit sich bringt, wenn man mit einem Computer aufwächst und Computerfertigkeiten beherrscht, sowie die Nachteile, wenn man davon gar nichts kann.
Auf der anderen Seite spricht der Experte, der die nachteiligen Auswirkungen von ständiger Computerberieselung auf das Gehirn erklärt und wie wichtig es ist, sich draußen in der richtigen Welt körperlich zu betätigen. Er redet über die Gefahren des Cybermobbing und des Datenklaus, sowie über die Vorteile von echtem menschlichen Kontakt.

An dritter Stelle sitzen die beiden kompromissbereiten Gäste. Sie bringen Argumente unter dem Aspekt „sinnvoll“ zur Sprache und haben vielleicht auch Lösungsansätze. Sie zählen die Fakten in der Grauzone auf oder bieten Alternativen zu dem, was die anderen Gäste gesagt haben.

Wenn ihr es schafft, euch in alle diese sechs Rollen hineinzuversetzen und ihre Argumente zur Sprache zu bringen, habt ihr eine perfekt ausgewogene Erörterung. Und dieses Muster könnt ihr bei jeder Erörterung abwenden!

Letztlich entscheidet der Moderator, zu welcher Seite sich die Diskussion neigt: auf die Pro oder auf die Contra-Seite – also ihr, die Schreiber des Aufsatzes. Eigentlich sollte ein Moderator natürlich neutral bleiben, aber das sieht man eher selten, und ihr müsst das im Aufsatz auf keinen Fall bleiben. Mehr dazu im Kapitel: Hauptteil.

 


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Erörterung – Argumente ausarbeiten

Ein vollständiges Argument besteht aus mehreren Teilen.

  • Behauptung
  • Begründung
  • Erklärung
  • Beispiel

Die Sätze „Alle Jugendlichen lieben Computerspiele“ oder „Jeder braucht heutzutage einen Computer“ sind also noch keine Argumente, das sind einfach nur Behauptungen – keine besonders guten dazu.

Tipp: Vermeidet Wörter wie alle, jeder, niemand und überall – die stimmen so gut wie nie! Ersetzt sie durch viele, einige, manche, manchmal, oft, überwiegend usw.

Um eine Begründung für eure Behauptungen zu finden, fragt ihr euch einfach selbst „Wieso?“:

  • Wieso liebe viele Jugendliche Computerspiele?
  • Wie braucht heutzutage so gut wie jeder einen Computer?

Die Antworten fangen mit „weil“ oder „denn“ an:

  • … weil sie die Geschicklichkeit eines Spielers herausfordern, verbessern und belohnen.
  • …. denn viele Fähigkeiten, die man beim Umgang mit einem Computer erlernt, sind später auch im Beruf gefordert.

Es folgt jeweils eine kurze Erklärung dazu:

  • Im Computerspiel kann man verlieren, ohne verspottet zu werden, man kann Spiele endlos wiederholen, bis man besser wird und bessere Erfolge erzielt.
  • Selbst beim Spielen oder Surfen im Internet lernt man z.B. Tastatur und Maus zu bedienen.

Und vielleicht noch ein konkretes Beispiel oben drauf:

  • Im Computerspiel World of Warcraft verbessert man von Level zu Level seine Fähigkeiten, trifft aber auch auf immer stärkere Gegner. So ergibt sich ein endloser Kreis von Herausforderung und Belohnung, der extrem motivieren wirkt.
  • Wer schon vor Antritt einer Ausbildung oder eines Studiums Fertigkeiten wie 10-Finger-Tippen, Tabellenkalkulation oder Internetrecherche mitbringt, hat Vorteile bei Bewerbungen.

Abschließend baut ihr alle Teile eures Arguments zusammen:

  • Viele Jugendliche liebe Computerspiele, weil sie die Geschicklichkeit eines Spielers herausfordern, verbessern und belohnen. Im Computerspiel kann man verlieren, ohne verspottet zu werden, man kann Spiele endlos wiederholen, bis man besser wird und bessere Erfolge erzielt. Im Computerspiel World of Warcraft verbessert man von Level zu Level seine Fähigkeiten, trifft aber auch auf immer stärkere Gegner. So ergibt sich ein endloser Kreis von Herausforderung und Belohnung, der extrem motivieren wirkt.
  • Heutzutage braucht so gut wie jeder Jugendliche einen Computer, denn viele Fähigkeiten, die man beim Umgang mit einem Computer erlernt, sind später auch im Beruf gefordert. Selbst beim Spielen oder Surfen im Internet lernt man z.B. Tastatur und Maus zu bedienen. Wer schon vor Antritt einer Ausbildung oder eines Studiums Fertigkeiten wie 10-Finger-Tippen, Tabellenkalkulation oder Internetrecherche mitbringt, hat Vorteile bei Bewerbungen.

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Erörterung – Einleitung

Eine gute Einleitung ist das A und O für eine Erörterung. Stellt euch das mal ein bisschen vor wie eine Diskussionsrunde im Fernsehen mit euch als Moderator.

Da ist es ja zunächst mal eure Pflicht, dem Zuschauer zu erklären, um welches Thema es geht. Und das solltet ihr ruhig ein wenig peppig machen, sonst schalten die Zuschauer nämlich auf einen anderen Sender um!

Folgende Formen von Einleitungen stehen euch dabei zur Verfügung:

1. Definition

Definition geht immer und eignet sich bestens dafür, eurem Aufsatz im Voraus eine klare Struktur zu geben. Um bei unserem Beispiel mit dem Jugendlichen und dem Computer zu bleiben, könntet ihr mit einer Definition festhalten, was genau zu einem Computer gehört.

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Erörterung – Hauptteil

Zickzack oder Blöcke?

Wenn es darum geht, ob man im Hauptteil immer ein Pro-Argument und anschließend ein Contra-Argument präsentiert oder erst den gesamten Block an Pro und dann den Block Contra (oder zuerst Contra, dann Pro), sind die Blöcke die bessere Wahl!

Beim Zickzackmuster neigen viele Schreiber dazu, sich die eigenen Argumente kaputt zu schießen, sodass man zum Schluss nicht mehr so ganz nachvollziehen kann, auf wessen Seite sie eigentlich stehen und wo denn nun die richtigen Argumente sind.

Also, lieber ein Block nach dem anderen. Schlauerweise fängt man mit der Seite an, für die man selbst NICHT ist! Wenn ihr also dafür seid, dass Jugendliche einen Computer zu Hause haben sollten, fangt ihr mit der Gegenseite an, die das nicht findet. In „eurem“ Block könnt ihr die Argumente der Gegenseiten dann zerpflücken und weitere Argumente für eure Seite aufzählen.

Dabei ist es wichtig, dass ihr mit den passenden Schreibformeln deutlich macht, auf welcher Seite ihr euch gerade befindet und welche Stärke das Argument hat, das ihr gerade anbringt.

Hier ein paar dieser Formeln:

  • Zunächst sollte man erwähnen, dass …
  • Darüber hinaus spricht auch XY dafür, dass …
  • Sicherlich ist es richtig, dass …
  • Schließlich könnte man sagen, dass …
  • Einerseits / Auf der einen Seite behaupten XY, dass …

Mit der letzten Formel lässt sich schön jeweils zum anderen Teil überleiten, der dann beginnt mit:

  • Andererseits / Auf der anderen Seite sieht man häufig, dass …
  • Ganz im Gegensatz dazu …
  • Das Gegenteil zeigt sich jedoch bei …

 


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