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Interpretation von Kurzgeschichten: Sprachliche Mittel

Kapitel 10

Bildhafte Figuren
Bei der Optik haben wir schon ein paar genannt, die Alliteration zum Beispiel, sowie den Nominalstil und den Verbalstil. Hier nun ein kleiner Überblick über die so genannten bildhaften Figuren. Da gibt es zum Beispiel den Vergleich, das Symbol, die Metapher, den Euphemismus und die Ironie, um ein paar der bekannteren zu nennen. Gemeinsam haben sie alle, dass sie nicht direkt sagen, was sie meinen, wir es aber trotzdem verstehen (wenn sie gut sind!).

Niemand würde bei dem Satz: “Er log das Blaue vom Himmel herunter” wirklich denken,  jemand lügt, und der Himmel verliert deswegen seine blaue Farbe. Es soll nur veranschaulicht werden, in welch ungeheurem Ausmaß dieser Jemand lügt. Oder wenn der Hals einer Person als “Schwanenhals” beschrieben wird, heißt das nicht, dass sie tatsächlich den Hals eines Schwans besitzt. Der Text möchte nur klar machen, dass ihr Hals besonders lang und elegant ist.

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Interpretation von Kurzgeschichten: Die Garnierung – Zitate

Kapitel 11

Textbelege
Beim Analysieren und Schreiben über einen Text ist es angebracht, Behauptungen und das berühmte Zwischen-den-Zeilen-Lesen anhand von Zitaten aus dem Text zu belegen. Zitate stammen wörtlich aus dem Text, werden in Anführungszeichen gesetzt und mit einer Zeilenangabe in Klammern dahinter versehen. Wenn man es mit mehr als einer Seite Text zu tun hat, auch mit Seitenangaben: (S.15, Z.3)

Zitate sind allerdings nicht dazu da, den Inhalt noch einmal zu erzählen.

Wenig später fährt die Hauptfigur ins Krankenhaus. “Herbert fährt schnell ins Krankenhaus.” (Z.7)

Das ist völlig überflüssig, das kann jeder selbst lesen. Ihr sollt Zitate anwenden, wenn ihr anfangt, über die Bedeutung des Textes zu spekulieren und eure eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen. Etwa so:

Zwei Tage danach kommt heraus, dass Herbert seine Freundin schon öfter betrogen hat. “Stumm blickte er zu Boden und dachte an all die anderen.” (Z.9)

Oder so: Die Hauptfigur Herbert ist oft ziemlich wütend und verhält sich dann falsch. “Mit einer Handbewegung wischte er das Glas vom Tisch und genoss das laute Klirren, mit dem die Scherben sich auf dem Boden verteilten. Sein Zorn versickerte mit dem Wasser im Teppich daneben.” (Z.20)

Man kann Zitate auch in den eigenen Satz mit einbauen, dann liest es sich flüssiger. So ungefähr:

Herbert ist ein “kleiner, temperamentvoller Mann” (Z.3) mit einem Hang zu “exzessiven Phasen der Selbstquälerei” (Z.11).

Achtung: Das geht nur, wenn die Originalworte aus dem Text mit eurem Satzbau übereinstimmen! Ihr dürft die Wörter nicht anpassen, ihr müsst die Form des Originals beibehalten. Wenn also der Text eigentlich lautet: Dem kleinen, temperamentvollen Mann gingen öfter mal die Pferde durch, könnt ihr den Ausschnitt in der obigen Form nicht übernehmen!

Zitate sollte man ebenfalls dafür verwenden, die sprachlichen Besonderheiten aufzuzeigen, die ihr im Text entdecken könnt. Um noch mal auf die schon genannten Ellipsen in der Kurzgeschichte “Etwas anderes” zurückzukommen, das könnte dann so aussehen:

Die Autorin verwendet auffällig oft Ellipsen für die verzweifelte, beinahe hysterischen Stimmung der Hauptperson. Man kann Markus förmlich zwischen jedem Satz schlucken hören: “Das war es also, das Ende! Oft angedroht. Nie ernst genommen. Jetzt Wirklichkeit.” (Z8).

Achtung 2: Die Anführungzeichen in einem Aufsatz werden bitte NUR für Zitate und Titel verwendet!

Manche Leute haben sich angewöhnt, Metaphern in Anführungszeichen zu setzen, weil sie vielleicht das Gefühl haben, ihren Lesern klar machen zu müssen, dass sie es im Moment nicht wörtlich meinen.

Zum Beispiel:

Ich habe es versucht, aber mit dieser Brötchendiät bin ich gar nicht gut „gefahren“.
Es gibt keinen Grund für die Anführungszeichen bei „gefahren“. Alle Leser wissen, dass man mit einer Diät nicht fahren kann, man weiß, dass es sich hier um eine Redewendung handelt.

Kapitel 12: Der Schluss

Interpretation von Kurzgeschichten: Der Schluss

Kapitel 12

Eigene Meinung oder keine Meinung?
Darüber gibt es unter Lehrern verschiedene Ansichten. Manche denken, kein Schüler habe das Recht und die Fähigkeit, sich über gestandene Autoren ein Urteil zu erlauben, sprich keine eigene Meinung am Schluss. Andere meinen, gerade als Schüler sollte man deutlich kenntlich machen, wann man seine eigene Meinung ausdrückt und wann man die Aussagen anderer Leute für ein Fazit heranzieht.

Meinung muss auf Fakten beruhen
Im Bildungsplan Baden-Württemberg für das Fach Deutsch kann man nachlesen, dass ihr lernen sollt, eure Meinungen und Beurteilung angemessen auszudrücken – selbstverständlich erst nach gründlichem Studieren und Verinnerlichen aller Fakten. Man kann nichts beurteilen oder bemeinen, wenn man sich nicht damit auseinandergesetzt hat. Und ich muss hoffentlich nicht erwähnen, dass man ab Klasse 9 für Sätze wie: „Mir hat die Geschichte gut gefallen, weil sie so lustig war“, keine Punkte mehr erhält.

Anknüpfen an den Anfang
Grundsätzlich soll der Schluss einer Interpretation noch einmal alles knapp zusammenfassen und einen Bogen zum Anfang schließen, das wäre besonders schön. Ihr guckt also an dieser Stelle noch einmal nach, was ihr am Anfang als Themen für die Kurzgeschichte festgelegt habt.

Ihr erinnert euch, für die Kurzgeschichte “Etwas anderes” von Britta Hagdorn waren es Verlustangst und Minderwertigkeitsgefühle. Außerdem denkt ihr noch einmal daran, was die heraus stechenden sprachlichen Merkmale waren. Beides greift ihr jetzt noch einmal auf.

Einerseits ist die Geschichte recht traurig, weil man mitverfolgen kann, wie zerbrechlich eine Beziehung ist und wie sehr sie vom Alltag ausgehöhlt werden kann. Man hat an der Gedankenwelt der Hauptperson Markus teil und verfolgt mit, wie er sich angesichts einer Trennung eigentlich für sein vergangenes Verhalten schämt. Viele Menschenn dürften sich schon einmal gewünscht haben, die Vergangenheit rückgängig machen zu können. Für Markus tut sich diese Chance auf, als er zum Schluss der Geschichte feststellen darf, dass seine Ängste sich als falsch erwiesen haben und er gar nicht verlassen wurde.
An dieser Stelle ändert sich die gesamte Stimmung des Textes. Es wird klar, dass Markus so sehr an Minderwertigkeitsgefühlen leidet und ein solch schlechtes Gewissen hat, dass er eine falsche Schlussfolgerung gezogen hat. Nicht jeder Zettel auf einem Tisch muss ein Abschied sein. So gibt der Text den Rat, eine Partnerschaft nicht als etwas Selbstverständliches zu nehmen, deckt aber auch auf, wie die eigene Wahrnehmung den Blick auf die Realität verstellen kann.

Kapitel 13: Ohne geht es nicht – die Korrektur

Interpretation von Kurzgeschichten: Ohne geht es nicht – Die Korrektur

Kapitel 13

Über verschenkte Punkte
Dieses Kapitel macht mich immer ein bisschen sauer. Weil es so einfach wäre, und trotzdem von vielen Schülern so wenig beachtet wird.

Ich habe weiter oben schon darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, den eigenen Text nochmals gründlich durchzulesen! Und trotzdem kenne ich nicht wenige Schüler, die ihren Aufsatz fünf Sekunden nach dem letzten geschriebenen Wort auf den Lehrertisch werfen und das Klassenzimmer verlassen, als ob es gleich abbrennen würde. Im Allgemeinen die gleichen Kandidaten, die auch keine Vorarbeit gemacht haben. Von der verfügbaren Zeit haben sie dann meistens nur die Hälfte genutzt.

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