
Da glühen die Synapsen – Aktiver lernen
Vergleiche ich meine bisherige Art zu lernen mit der aktuellen Lernroutine fällt mir auf, dass sich einiges verändert hat. Ich achte mehr darauf, nicht mechanisch Fakten auswendig zu lernen, sondern aktiv in den Lernprozess einzugreifen. Denn spätestens bei der Simulationsprüfung in Geschichte merkte ich, dass mir mit passiven Methoden weniger Wissen in Erinnerung bleibt. Die neurologische Reizung ist damit offenbar gleich null. Daher stelle ich euch diesmal meine Erfahrungen mit den neuen Lernstrategien vor 😊
Aufgaben lösen statt ellenlange Zusammenfassungen erstellen
Dieser Punkt hat viel mit dem sogenannten Scheinlernen zu tun. Danila geht in seinem aktuellen Blogartikel genau auf das Thema ein und ich empfehle euch seinen Beitrag zu lesen, wenn ihr mehr darüber wissen möchtet. https://www.lernzentrum-killesberg.de/ich-nenne-es-scheinlernen/
Wir alle wollen das Abitur innerhalb einer bestimmten Frist erlangen, deshalb sollte die verfügbare Zeit sinnvoll genutzt werden. Vielleicht geht es euch genauso, aber ich habe schon häufig Zeit für Sachen vergeudet, die letztendlich doch nicht so wichtig sind. Zum Beispiel habe ich eine Schwäche für schön gestaltete Zusammenfassungen und möchte selbst bei den Aufgabenblättern eine anständige Optik. 🫣 Das hat mich jedoch so viel Zeit gekostet, das ich gar nicht mehr richtig zum Lernen und Verinnerlichen gekommen bin. Mittlerweile schauen Aufgabenblätter zum Gruseln aus und bei den Zusammenfassungen versuche ich es kurz zu machen, indem ich z.B. nur die Screenshots von den Folien aus den Webinaren ausdrucken statt alles nochmal sauber abzutippen. Auf das Internet greife ich nur noch zurück, wenn Zusammenhänge noch nicht ganz klar sind oder ich eine Information wirklich nicht verstehe. Noch habe ich die gesunde Balance in dem Thema nicht gefunden, aber ich achte mehr darauf. Schließlich kommt es in der Prüfung auf mein Wissen an und nicht auf ein Archiv voller ästhetischer Papiere.
Mit einem Trainingspartner üben und Lehrer spielen
Einmal die Woche treffe ich mich auf dem Discord mit einer Mitschülerin, um gemeinsam Englisch zu lernen. Anfangs waren wir uns nicht sicher, ob das etwas bringen würde, aber mittlerweile ist klar, dass es eine hervorragende Idee gewesen ist. 🥳 Zu Beginn erzählen wir auf Englisch von einer Alltagssituation, einem neuen Film oder sonstiges, das seit der letzten Woche passiert ist. Danach lesen wir häufig abwechselnd englische Texte laut vor. Oft stellen wir uns auch gegenseitig Fragen über die besprochenen Inhalte, machen Hörverstehenaufgaben oder analysieren eine Karikatur. Wir sprechen also viel Englisch, helfen uns bei der Aussprache und schlagen unbekannte Wörter nach. Da wir in den 2 Stunden sehr aktiv arbeiten, bleibt hinterher mehr im Kopf als durch ein Sololernen. Zudem ist es angenehm, sich untereinander auszutauschen, weil wir uns im Englischkurs viel selbst erarbeiten müssen und öfters unklar ist, was für die Prüfung wichtig sein könnte. Zwei Köpfe denken schließlich mehr als einer 😉
Eine weitere Möglichkeit, das Lernen aktiver zu gestalten, ist ein Perspektivenwechsel. Nachdem ich gelernt habe, stelle ich mir zu dem Inhalt selbst ausgedachte Fragen oder versuche den Stoff einer imaginären Person zu erklären, die noch nichts über das Thema weiß. Auf diese Weise merke ich schnell, ob das Wissen sitzt oder ob ich mir bestimmte Stellen lieber nochmal anschauen sollte.
Aktiv Vokabeln lernen und runter vom Sofa
Vor allem in der zweiten Fremdsprache treffe ich auf ganz viele neue Wörter, die ich zunächst mit Karteikarten gelernt habe. Inzwischen greife ich auf eine Vokabelapp zurück, bei der das Erstellen von Vokabeln deutlicher schneller geht und mir mehr Zeit zum Üben lässt. Zusätzlich überlege ich mir für viele Vokabeln Sätze oder Fragen, die ich anstelle des einzelnen Wortes lerne und somit beim Sprechen gleich auf einen Baustein zurückgreifen kann. Außerdem achte ich darauf, die Vokabeln immer von Deutsch auf Französisch bzw. Englisch zu lernen, weil mir das schwerer fällt als „nur“ zu übersetzen.
In den Pausen versuche ich mehrmals die Woche einen Spaziergang zu integrieren. Das tut sowohl dem Körper als auch der Seele gut und hilft mir hinterher, wieder konzentrierter zu arbeiten. Teilweise muss ich mich dafür zwar aufraffen, weil ich lieber auf dem Sessel entspannen möchte, aber ich merke auch den positiven Unterschied zwischen passiver und aktiver Pause.
Fokus setzen und Wiederholung nicht vergessen
Am liebsten möchte ich jedes Kapitel zu 100% abschließen und erst dann weitermachen, wenn ich auch wirklich alle Aufgaben gelöst und jeden Text auseinandergenommen habe. Vorbereitung ist richtig und wichtig, aber bei der Fülle an Informationen müssen Prioritäten gesetzt werden.
Ich sortiere daher alle Informationen nach Wichtigkeit und je prüfungsrelevanter mir das Wissen erscheint, umso mehr Zeit nehme ich mir für das Thema/die Aufgabe. Die Einschätzung ist nicht immer leicht, aber z.B. versuche ich mich in Mathe nicht komplett in einer einzigen Aufgabe zu verlieren. Damit meine ich nicht, dass ihr durch den Inhalt rauschen sollt wie der TGV durch Frankreich. Aber es empfiehlt sich immer, den Zeit-Nutzen-Faktor im Auge zu behalten und sich die Frage zu stellen, ob die eine Aufgabe, an der ihr einen ganzen Nachmittag sitzt, wirklich den entscheidenden Punkt in der Prüfung bringt. 🧐
Gerade in den Nebenfächern lautet die Devise meistens, mehr in die Breite als in die Tiefe zu lernen. Oft wollte ich es aber genauer wissen und recherchierte eigenständig im Internet, was mich natürlich wertvolle Zeit kostete. Es war jedoch fraglich, ob der Effekt am Ende gewinnbringend ist. Daher habe ich den Vorgang so gut es geht eingestellt und gucke nur noch nach, wenn etwas gar nicht verständlich ist.
Ein Punkt, den ich gern vergesse, sind regelmäßige Wiederholungen. Habe ich ein Thema/Kapitel abgeschlossen, geht es zum nächsten Inhalt und ich komme später nicht mehr auf den vorherigen Inhalt zurück. Das ist aber schlecht, denn dadurch verblasst das Gelernte mit der Zeit. Inzwischen plane ich Wiederholungen mit ein und integriere sie in meine Lernpläne.
Mittendrin statt nur dabei in den Webinaren
Darüber habe ich bereits mehrmals geschrieben, weil es einfach wichtig fürs Lernen ist. Statt 60 Minuten zuzuhören, versuche ich mich im Webinar einzubringen. Das ist je nach Fach mal mehr, mal weniger möglich. Ein schönes aktuelles Beispiel ist das Webinar im Nebenfach Geschichte: Wir sind eine kleine Gruppe, aber alle machen mit. Sei es nun über das Mikro (das mittlerweile viele benutzen) oder schriftlich über den Chat. Das Webinar geht 90 Minuten statt der üblichen 60 Minuten, trotzdem ist die Zeit schnell vorbei und weil ich von Anfang bis Ende eifrig mitarbeite, bleiben mir viele Informationen wirklich gut im Gedächtnis hängen. Ich bin mir sicher, den anderen geht es genauso. Macht also in den Webinaren mit, ihr werdet es nicht bereuen.
Wichtige Stellen in den Lehrbüchern markieren
Klingt simpel, hat mich aber zunächst abgeschreckt. Da ich sehr gerne lese, sind Bücher für mich mehr als zwei Pappdeckel mit Papier dazwischen. Bücher werden sorgsam behandelt und so war es für mich lange ein Unding, mit einem Textmarker darin herumzuschmieren. 😩 Inzwischen differenziere ich aber zwischen Bücher zum Lesen und Bücher zum Arbeiten. Die Lehrbücher werde ich nach der Prüfung vermutlich nicht mehr anschauen und was nützt mir ein makelloses Biosphäre im Regal, wenn ich dafür die Aufgaben nicht lösen kann? Seitdem markiere ich fleißig und bin erstaunt, wie viel besser mir die Informationen bereits nach dem Durchlesen im Gedächtnis bleiben.
Viel Text, aber ich hoffe, es ist die ein oder andere Inspiration für euch dabei. 😊
Bis zum nächsten Mal, Christina