Unterschiede zwischen Fernkurs und Präsenzunterricht

Spielt man mit dem Gedanken, einen Fernkurs zu absolvieren, tauchen sicher schnell Fragen auf, wie z.B. „Ist so ein Fernkurs überhaupt etwas für mich?“ oder „Worin liegt der Unterschied zwischen einer Prüfungsvorbereitung abseits der Schule und dem klassischen Schulbesuch?“ Seit 2020 bin ich Teilnehmerin am Lernzentrum und stelle euch in diesem Artikel die wichtigsten Besonderheiten und Anforderungen eines Fernkurses vor.

Eigenverantwortliches Lernen

Am Lernzentrum gibt es – bis auf die Webinare – keine vorgegebenen Lernzeiten oder Ferien. Das heißt, ich entscheide über all diese Punkte selbst. Klausuren sind an kein festes Datum gebunden und können jederzeit bearbeitet werden. Da die Prüfung meist erst in mehreren Jahren ansteht, braucht man als Fernschüler:in einen langen Atem. Wer Probleme mit langfristiger Disziplin und Ausdauer hat, tut sich in einem Fernkurs deshalb schwer.

Trotz Fernkurs nicht allein

Obwohl ihr mit niemandem die Schulbank drückt, seid ihr am Lernzentrum natürlich trotzdem nicht allein. Das Lernzentrum hat einen eigenen Discord-Server, auf dem man sich mit anderen Teilnehmer:innen jederzeit austauschen, virtuell treffen und Fragen stellen kann. Gerade das gemeinsame Lernen hilft mir oft, meine Lernmotivation langfristig zu halten. Neben dem ganzen Büffeln kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz: Auf dem Discord spielen wir gerne eine Runde Stadt-Land-Fluss, Drawize oder GarticPhone. Aktuell treffen sich die Leseratten unter uns sogar monatlich, um über ein gelesenes Buch zu diskutieren.

Prüfungszeitraum flexibel verschiebbar

Wann ihr an der Abiturprüfung teilnehmt, entscheidet ihr (oder euer Geldbeutel). Vom Lernzentrum gibt es keine Vorgaben, in welchem Jahr ihr zur finalen Prüfung schreitet. Allerdings nehmt ihr an den regulären Prüfungen des Bundeslands Baden-Württemberg teil, d.h. braucht ihr mehr Vorbereitungszeit, ist eine Teilnahme an der Prüfung erst in einem Jahr wieder möglich. Junge Schüler:innen bis 18 Jahre sollten allerdings unbedingt darauf achten, ob für sie nicht Vorgaben vom Regierungspräsidium gelten und die Prüfung in einem bestimmten Zeitraum abgelegt werden muss.

Auf dem aktuellsten Stand

In den Webinaren und im Moodle werden wir laufend über die neuesten Veränderungen im Lehrplan oder der Prüfung informiert. Das Lernzentrum passt seine Lerninhalte regelmäßig an und ich hatte bislang nie Bedenken, etwaige Neuigkeiten in der Richtung zu verpassen.

Virtueller Unterricht

Der gesamte Unterricht im Lernzentrum findet zuhause vor dem Bildschirm statt. Es gibt keine Termine vor Ort in Stuttgart, die besucht werden müssen. Stattdessen ist die Plattform Moodle meine erste Anlaufstelle, wenn ich Übungsaufgaben und Klausuren bearbeiten oder Webinare besuchen möchte. Fragen an die Lehrkräfte werden meist sehr zügig beantwortet.

Hohe Frusttoleranz notwendig

Wie schon erwähnt, seid ihr für euer Lernen selbst verantwortlich. Das bedeutet auch, dass ihr einen eigenen Lernplan erstellen und euch ohne prüfende Blicke einer Lehrkraft durch die Aufgaben kämpfen müsst. Zwar gibt es für jedes Fach eine Ansprechpartnerin und in den Webinaren können ebenfalls Unklarheiten geklärt werden. Bei einigen Schwierigkeiten hätte ich aber den Menschen gerne direkt neben mir, um mir die Lösung erklären zu lassen. Über die Distanz ist es manchmal nicht ganz einfach, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Zudem habe ich bereits mehrmals in zusätzliches Lehrmaterial investiert, weil mir die Aufgaben und Erklärungen in den bereitgestellten Büchern nicht ausreichend waren.

Der große Tag: Die Abiturprüfung

Habt ihr euch entschieden, an der Abiturprüfung teilzunehmen, bekommt ihr vom Regierungspräsidium eine Prüfschule zugeordnet. Selbst aussuchen kann man sich die Schule nicht. Die Prüfungen, die euch gestellt werden, sind die ganz normalen Abituraufgaben, die alle anderen Schüler:innen der Schule auch bekommen. Eine Besonderheit: Als Externe:r werdet ihr in 12 statt der üblichen 5 Prüfungen getestet. Die Prüfungen setzen sich aus 4 schriftlichen und 8 mündlichen Anteilen zusammen. Keine Sorge! Das hört sich schlimmer an als es ist, denn ihr habt keine 12 Fächer, sondern werdet in den schriftlichen Fächern noch einmal mündlich abgefragt. Da ihr diese Fächer ohnehin lernt, ist es nur ein wenig mehr Vorbereitung als an einer normalen Schule, daher halb so wild.

Die zweite Fremdsprache kann in einer Fernschule schwer sein

Das Lernzentrum stellt euch entsprechende Bücher zur Verfügung und für Französisch bzw. Spanisch gibt es regelmäßige Webinare. Was in der Prüfung verlangt wird, wird euch ebenso mitgeteilt. Ansonsten ist das Lernzentrum aber kein richtiger Sprachkurs, d.h. ihr müsst euch die zweite Fremdsprache mehr oder weniger alleine beibringen. Ich habe Französisch gewählt und hatte in dem Fach leider keinerlei Vorkenntnisse. Der Einstieg war daher nicht leicht und ich habe neben dem Lernzentrum noch einen Sprachkurs besucht, um über die Anfangsschwierigkeiten hinwegzukommen. Inzwischen verstehe ich die Französischlehrerin in den Webinaren immer besser und es fängt auch an, Spaß zu machen. Teilnehmer:innen mit Sprachvorkenntnissen aus der Schule haben aber in diesem Fall einen klaren Vorteil.

Ich hoffe, ihr habt nun eine kleine Vorstellung bekommen, wie es an einer Fernschule abläuft und könnt besser abschätzen, ob das Abitur auf diese Art für euch infrage kommt.

Bis zum nächsten Mal

Christina

 

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