Ein echter Horror: Der Halloweenabend am 27.10.24

Der Halloweenabend am Lernzentrum hat mittlerweile Tradition und so kamen auch dieses Jahr am 27.10. wieder einige unerschrockene Teilnehmer:innen zusammen, um sich den ein oder anderen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. 🎃️ Nachdem uns Frau Günther letztes Mal auf der Suche nach Jack the Ripper durch die nebelverhangenen Gassen Londons scheuchte, ging es 2024 in die undurchdringlichen Wälder in British Columbia, Kanada. 🌲️🌳️🌲️

 

Zu Beginn schilderte Frau Günther den Fall von Madison Scott, die 2011 nach einer Party von einem Campingplatz verschwand. Ihr Lagerplatz zeigte keinerlei Anzeichen, dass etwas aus dem Ruder gelaufen sein könnte und Madisons Sachen blieben, bis auf ihr Handy und ein Schlüsselbund, unangetastet zurück. Trotz großangelegter Suchaktionen fand sich über zehn Jahre von der Zwanzigjährigen keine Spur. 2023 kam erneut Bewegung in den Fall als Madisons Überreste entdeckt wurden, mehrere Kilometer vom Campingplatz entfernt. Mittels StreetView sahen wir uns sowohl den Campingplatz als auch den Fundort an. Der genaue Tatablauf bis heute unklar und es gibt weder einen Täter noch tatverdächtige Personen.

Madison Scott reiht sich damit in eine mysteriöse Serie ein, in der seit den 1970er Jahren immer wieder meist junge Frauen auf dem kanadischen Highway 16 verschwinden. 1998 erhielt die Straße nach einem weiteren Vermisstenfall den Spitznamen „Highway of tears“. Die geschätzte Anzahl der Verschwundenen liegt zwischen 18 und über 40, wovon überdurchschnittlich viele indigene Frauen betroffen sind.

An dem Punkt schlug Frau Günther den Bogen zu einem weiteren grausamen Geschehen in der Geschichte Kanadas. Vor allem nach 1920 wurden indigene Kinder im großen Stil ihren Familien entrissen, um sie in Internaten im Sinne der Weißen umzuerziehen und kulturell zu entwurzeln. Abseits des vertrauten Umfelds waren die Kinder in den „Residential Schools“ zudem oftmals schlimmster physischer und psychischer Misshandlung ausgesetzt. Obwohl 1996 die letzte Schule geschlossen wurde, leiden ehemalige Schüler:innen und ihre Familien noch heute unter den Folgen und erfahren als Indigene weiterhin gesellschaftliche Ungerechtigkeit. Ein Umstand, der sich auch auf die Ermittlungen zu den Vermisstenfällen auswirkt.

Während es nämlich bei Madison Scott ein umfangreiches Suchaufgebot gab, ermittelten die Behörden im Falle vermisster indigener Frauen oft nur halbherzig. Während des Webinars kam daher schnell der Verdacht auf, dass es kein Zufall sein kann, dass die Mehrheit der Verschwundenen aus dem Umfeld der First Nation kommt. Gleichzeitig hält sich auch die mediale Aufmerksamkeit in Grenzen. Am Ende zog Frau Günther Parallelen zu unserem ersten Halloweenabend. Die Opfer von Jack the Ripper galten in der Gesellschaft ebenfalls als weniger wert und die Zeitungen gaben stellenweise sogar den Frauen selbst die Schuld. Zudem bleiben die Vermisstenfälle genauso unaufgeklärt wie die Frage nach Jack the Rippers Identität.

Bei mir blieb am Schluss eher eine gedrückte Stimmung als Grusel zurück. Es sind keine Schauergeschichten, die einen unterhalten, sondern reale Fälle mit echten Menschen. Die Verschwundenen hatten ein Leben vor sich und Wünsche, die es zu verwirklichen galt. All das ist mitsamt der Person weg. Zurück bleiben gebrochene Familien, die keine Antwort auf die Frage erhalten, was eigentlich passiert ist oder wo ihre Angehörigen sind. Im Vergleich zu erfundenen Gruselgeschichten versinnbildlicht das für mich den wahren Horror.

 

Ich wünschte, einen etwas harmonischeren Abschluss für euch zu haben, aber das muss offenbar bis zum nächsten Mal warten 🙈️
Kommt dennoch gut durch den November! 🙂️
Christina

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