Interpretation von Kurzgeschichten: Die Struktur des Hauptteils

Kapitel 9

Der Hauptteil
Struktur ist das A und O eines Aufsatzes. Man geleitet damit den Leser hilfreich durch den eigenen Text. Dafür bekommt ihr Pluspunkte bei der Bewertung!

Struktur erreicht man NIE, wenn man mit ein paar Ideen im Kopf einfach anfängt, den Aufsatz zu schreiben. Wenn ihr eine gute Note haben wollt, müsst ihr euch das abschminken, das macht kein Profi so.

Struktur bekommt man dagegen ziemlich einfach rein, wenn man die richtigen Ausdrücke dafür verwendet. Wir haben schon gesagt, wie wichtig es ist, den Text, noch bevor man anfängt selbst etwas zu schreiben, in einzelne Absätze einzuteilen und diesen Absätzen Überschriften oder Schlüsselwörter zuzuordnen. Nun könnt ihr auf diese Einteilung zurückgreifen und den Inhalt des Textes dieser Reihenfolge nach ausgeben.

(Und falls es jemand gemerkt hat: Ich habe die letzten drei Absätze anaphert.)

Strukturformeln
Am Anfang stehen jeweils die so genannten Strukturformeln. Davon gibt es eine ganze Menge, und es würde mich wundern, wenn ihr sie nicht schon in der Grundschule kennen gelernt hättet. Ein paar Beispiele:

  • Zu Beginn der Geschichte …
  • Anschließend …
  • Am Schluss …
  • Am Anfang des Textes …
  • Wenige Zeilen später …
  • Am Ende der Geschichte …
  • Gleich im ersten Absatz …
  • Im zweiten Absatz …
  • Zu guter Letzt …
  • Im ersten Absatz …
  • Weiter unten …
  • Schließlich …

Im Anschluss an diese Formeln könnt ihr mit einer weiteren Struktur weitermachen. Für die Inhaltsteile nehmt ihr die Figuren, für den sprachlichen Teil die Autoren, je nachdem welche Erzählperspektive vorliegt. Auch hier Beispiele, die sich direkt oben anbauen lassen:

  • … befindet sich die Hauptperson …
  • … beschreibt die Autorin ausführlich …
  • … beschreibt die Hauptperson …
  • … macht der Autor deutlich, dass …
  • … streiten sich die beiden Hauptpersonen …
  • … erklärt die Autorin, wie ….

Zusammengebautes Beispiel: Am Anfang der Geschichte befindet sich die Hauptfigur Markus schon in einem schlechten Zustand. Die Autorin lässt ihn in erlebter Rede zu Wort kommen, nicht in einem inneren Monolog, was eine größere Distanz zur Person erzeugt.

So geht ihr nun also sorgfältig Absatz für Absatz vor. Immer eine Hälfte Inhalt, die andere Hälfte Sprache, dann wird es schön ausgewogen.

Beispiel: Im zweiten Absatz kommt es zum Streit zwischen der Hauptperson und ihrer Mutter. Ina wirft ihrer Tochter vor, sie vernachlässige ihre Kinder, was Ingrid schwer trifft. Sie reagiert mit einem Wutanfall und konfrontiert ihre Mutter mit dem gesamten Ärger, der sich in all den Jahren in ihr angestaut hat.
Dies ist der einzige Textteil, in dem wörtliche Rede vorkommt. Mutter und Tochter treten in einen Dialog miteinander, während sie zuvor eher aneinander vorbei gedacht haben. Die Schreierei zwischen den beiden wird durch viele Ausrufezeichen und den Gebrauch der Umgangssprache anschaulich gemacht. 

Und damit sind wir nun also bei den sprachlichen Besonderheiten angelangt, die ich oben schon erwähnte. Wenn ihr die in eurer Interpretation weglasst, fehlt euch genau die Hälfte der Aufgabe und ihr bekommt auch nur die Hälfte der möglichen Note. Ihr müsst euch also damit befassen, auch wenn’s schwer fällt.

Kapitel 10: Sprachliche Mittel

5 Kommentare

  1. Hallo!
    Eine kurze Frage hätte ich noch, gibt es eine bestimmte Reihenfolge, die man im Hauptteil einhalten muss? Also zuerst die Sprache, dann die Erzählperspektive… oder spielt das keine Rolle, solange man Übergänge benutzt?

  2. Hallo Felix!
    Zunächst mal: Die Erzählperspektive gehört zum sprachlichen Bereich dazu. Du kannst sie aber gut als Überleitung vom Basissatz zum Inhalt benutzen.

    Dann gehst du im Hauptteil den Inhalt ausführlich durch, schließt die sprachlichen Mittel an und fügst anschließend deine Deutung hinzu.
    Beispiel:
    Im dritten Absatz erfährt der Leser endlich etwas über die Mutter der Hauptperson. Sie wird mit sehr ausgefallenen, negativen Adjektiven geschildert. Das lässt den Schluss zu, dass die Hauptperson ein schwieriges Verhältnis zur Mutter hat und so oft genervt ist, dass es sie bis in die Sprache hinein verfolgt.
    Hier habe ich ein Musterbeispiel verlinkt: http://www.lernzentrum-killesberg.de/wp-content/uploads/2014/03/InterpretationeinerKurzprosa.doc

  3. Vielen Dank für diese wirklich kompetente Hilfe!
    Ich frage mich nun nur noch wie genau ich sprachliche Analyse und Interpretation verknüpfe. Denn ist es nicht sinnvoll die Interpretation mit den sprachlichen Auffälligkeiten zu untermauern?

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