Interpretation von Kurzgeschichten: Der Schluss

Kapitel 12

Eigene Meinung oder keine Meinung?
Darüber gibt es unter Lehrern verschiedene Ansichten. Manche denken, kein Schüler habe das Recht und die Fähigkeit, sich über gestandene Autoren ein Urteil zu erlauben, sprich keine eigene Meinung am Schluss. Andere meinen, gerade als Schüler sollte man deutlich kenntlich machen, wann man seine eigene Meinung ausdrückt und wann man die Aussagen anderer Leute für ein Fazit heranzieht.

Meinung muss auf Fakten beruhen
Im Bildungsplan Baden-Württemberg für das Fach Deutsch kann man nachlesen, dass ihr lernen sollt, eure Meinungen und Beurteilung angemessen auszudrücken – selbstverständlich erst nach gründlichem Studieren und Verinnerlichen aller Fakten. Man kann nichts beurteilen oder bemeinen, wenn man sich nicht damit auseinandergesetzt hat. Und ich muss hoffentlich nicht erwähnen, dass man ab Klasse 9 für Sätze wie: „Mir hat die Geschichte gut gefallen, weil sie so lustig war“, keine Punkte mehr erhält.

Anknüpfen an den Anfang
Grundsätzlich soll der Schluss einer Interpretation noch einmal alles knapp zusammenfassen und einen Bogen zum Anfang schließen, das wäre besonders schön. Ihr guckt also an dieser Stelle noch einmal nach, was ihr am Anfang als Themen für die Kurzgeschichte festgelegt habt.

Ihr erinnert euch, für die Kurzgeschichte “Etwas anderes” von Britta Hagdorn waren es Verlustangst und Minderwertigkeitsgefühle. Außerdem denkt ihr noch einmal daran, was die heraus stechenden sprachlichen Merkmale waren. Beides greift ihr jetzt noch einmal auf.

Einerseits ist die Geschichte recht traurig, weil man mitverfolgen kann, wie zerbrechlich eine Beziehung ist und wie sehr sie vom Alltag ausgehöhlt werden kann. Man hat an der Gedankenwelt der Hauptperson Markus teil und verfolgt mit, wie er sich angesichts einer Trennung eigentlich für sein vergangenes Verhalten schämt. Viele Menschenn dürften sich schon einmal gewünscht haben, die Vergangenheit rückgängig machen zu können. Für Markus tut sich diese Chance auf, als er zum Schluss der Geschichte feststellen darf, dass seine Ängste sich als falsch erwiesen haben und er gar nicht verlassen wurde.
An dieser Stelle ändert sich die gesamte Stimmung des Textes. Es wird klar, dass Markus so sehr an Minderwertigkeitsgefühlen leidet und ein solch schlechtes Gewissen hat, dass er eine falsche Schlussfolgerung gezogen hat. Nicht jeder Zettel auf einem Tisch muss ein Abschied sein. So gibt der Text den Rat, eine Partnerschaft nicht als etwas Selbstverständliches zu nehmen, deckt aber auch auf, wie die eigene Wahrnehmung den Blick auf die Realität verstellen kann.

Kapitel 13: Ohne geht es nicht – die Korrektur

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Support, seit der 5. Klasse überzeugt diese Portal immer wieder aufs Neue. Sicherlich eins der besten Lernportale im Netz!
    Schreibe nächste Woche meine Abitur- Vorbereitungsklausur und werde die Interpretation von Kurzprosa wählen. Habt ihr zufällig eine gute Quelle, die mir erklärt wie man Kommunikationstheorien sinnvoll in die Interpretation einbindet?

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