Kapitel 2
So, mit all den erarbeiteten Auffälligkeiten im Kopf lest ihr die Geschichte noch einmal durch. Nun geht es um den Inhalt.
Da gibt es zwei Dinge, die ihr können müsst:
Ihr müsst den Ablauf der Geschichte kurz, in der richtigen Reihenfolge und in eigenen Worten nacherzählen können. Und ihr müsst erkennen, um welches Thema es in der Geschichte geht. Wenn ihr eins von beiden nicht könnt, lasst bitte die Finger von der Interpretation und sucht euch eine andere Aufgabe aus! Bei einem Aufsatz gibt es eigentlich nichts Schlimmeres als “Thema verfehlt!”
Arbeitet euch die Geschichte jetzt also ganz in Ruhe inhaltlich durch. Die Kennzeichen jeder Kurzgeschichte beinhalten, dass sie ohne Umschweife mitten im Geschehen anfängt (und oft auch ohne erkennbaren Schluss wieder zu Ende ist), aber natürlich steht am Anfang schon eine Art Einleitung. Oder nennen wir es mal “Setting”. Das heißt, direkt oder indirekt werden Personen, Orte, Situationen, Umstände und vielleicht auch eine Zeit beschrieben.
Hier der ersten Absatz aus der Kurzgeschichte “Etwas anderes” von Britta Hagdorn:
Als Markus nach Hause kam, wirkte die Wohnung seltsam leer und hallend still. Irgendwie schien die Atmosphäre sich geändert zu haben. Etwas fehlte. Wie ferngesteuert ging er in die Küche und fand dort einen Zettel auf dem Tisch. Einen Moment stand er in der Tür und blickte auf das Stück Papier, als könne es sich vor seinen Augen in eine Schlange verwandeln, dann nahm er es in die Hand und faltete es auf. Buchstaben erschienen. Kleine, zierliche, verschnörkelte Buchstaben, die erst einmal keinen Sinn ergaben. Es war Ulrikes Handschrift.
Personen: Markus und Ulrike
Ort: Wohnung/Küche
Situation: Markus ist gerade nach Hause gekommen und findet eine Nachricht von Ulrike auf dem Küchentisch.
Vermutung: Ulrike ist Markus’ Freundin oder Frau. Sie selbst ist nicht da, der Zettel auf dem Tisch wird wohl ein Abschiedsbrief sein.
Zwei weitere Dinge erfahrt ihr ebenfalls schon aus dem ersten Absatz: Die Zeit und die Perspektive, in der die Geschichte erzählt wird. Sie können allerdings beide im Verlauf des Textes mehrmals wechseln, ihr müsst das also eigentlich für jeden Absatz (Satz) neu überprüfen.