
Mein Weg zum Fernabi in einem Beitrag
Liebe Leser:innen, dieser Beitrag erscheint nicht zum Monatsbeginn wie immer, aber nur weil ich heute etwas Besonderes dabei habe.
Es ist soweit: Sowohl die Schriftlichen, als auch die Mündlichen sind nun vorbei. Nach einer Wanderung setzt man sich ans Lagerfeuer und erzählt Geschichten. So möchte ich auch einen Rückblick auf die ganze Vorbereitung geben und natürlich über den Verlauf der mündlichen Prüfungen berichten. Heute ist Zeit für 4 Geschichten über diesen Weg, über den ich für euch immer wieder berichtet habe.
1 – Wie ich erst ein paar Tage vor der Prüfung mit dem Stoff durch gewesen bin
🤯 Mal ehrlich, meine Lernstrategien waren nie gut. Ganz am Anfang der Vorbereitungen, also vor 1,5 Jahren war es für mich so klar wie der Tag, dass es ausreicht, wenn ich jedes Thema einfach ausführlich aufschreibe – Stichwort Scheinlernen. Aber alle acht Fächer auf diese Weise zu bearbeiten, war zum Scheitern verurteilt. Auch fehlte ein Begriff in meinem Vokabular: Das aktive Lernen, wie Christina es in diesem Beitrag beschrieben hat.
All das resultierte im neuen Ansatz, den ich zwischen den Schriftlichen und den Mündlichen benutzt habe. Statt zu versuchen, jede Woche etwas in allen Fächern zu schaffen, habe ich mich alle drei Tage auf jeweils 2-4 Fächern und Themen fokussiert, dann aber richtig. In der finalen Vorbereitungsphase musste ich nur noch das Programm der Basisfächer nachholen und das Wissen in den Leistungsfächern erfrischen. Am Ende habe ich mich mehr auf Zusammenfassungen vom Lernzentrum verlassen. Diese konnte ich schneller verstehen und verinnerlichen, indem ich spontane Monologe darüber gehalten habe, was sich jedes Mal etwa unangenehm angehört hat.
Knapp habe ich es mit dem Stoff in Ethik und Geschichte geschafft, aber hatte unmittelbar das Gefühl, dass etwas an meinem Lernen immer falsch gewesen war: Das Wissen war in Ordnung, aber zu welchem Preis? In jedem einzelnen Schritt hätte ich es effizienter gestalten können. Aber ohne diese Abi-Zeit hätte ich das nie gelernt – und im nächsten Lernprojekt klappt es bestimmt besser.
2 — Wie ich mir keinen Zielschnitt definiert habe
📝 Ein Problem hatte ich während dieser 1,5 Jahren: Ich konnte keine Erwartungen von der Prüfung und von mir selbst bilden. Daher konnte ich auch nicht genau sagen, welchen Schnitt ich anstrebe. Das lag auch daran, dass bei dieser Art von Prüfungen vieles unbekannt ist, wie ich es im finalen Teil der Trilogie für alle organisierte Fernschüler:innen geschildert habe.
Zum Beispiel, verliefen meine Mündlichen so: In einer Woche kam ich an zwei Tagen in die Schule, um jeweils zwei Prüfungen in meinen Leistungsfächern abzulegen. Zwischen den Terminen gab es eine Pause von ein paar Stunden. Nach jedem einzelnen Termin war ich positiv von der Benotung überrascht, aber konnte nicht sagen, ob ich jetzt damit zufrieden bin. Ein Gedanke bohrte mich immer wieder: “Durchfallen kann ich ja noch.” In der darauffolgenden Woche wiederholte es sich mit den Basisfächern.
Erst am Ende habe ich erfahren, dass man in der Schulfremdenprüfung in BaWü insgesamt auf 900 Punkte kommen kann (wie im klassischen Abitur), die sich folgend zusammensetzen: 4 * 82,5 = 330 durch schriftliche Prüfungen
- 4 * 82,5 = 330 durch mündliche Prüfungen in den schriftlichen Fächern
- 4 * 60 = 240 durch mündliche Prüfungen in den Basisfächern
Hoffentlich hilft es euch bei eurer Vorbereitung richtig Prioritäten zu setzen 😉
Sich über den Zielschnitt Gedanken zu machen lohnt sich auf jeden Fall. Denn was mir sonst übrig blieb, war das Maximum meiner Zeit in die Vorbereitung reinzustecken, um das Beste zu geben. Statt “so gut wie möglich” hätte ich die Vorbereitungszeit aber viel lieber nach dem Motto “so wenig Aufwand wie möglich, um das Ziel zu erreichen” gestaltet. Irgendwann lerne ich das.
3 — Wie ich (doch) alleine gelernt habe
👨🎨 Als Hofblogschreiber hier im Lernzentrum habe ich es als meine Aufgabe gesehen, die Atmosphäre aufzulockern und die Fernschüler:innen näher zu bringen (dazu gibt es auch einen eigenen Beitrag!) Doch als es (insbesondere in den letzten zwei Monaten) bei mir selbst auf das Lernen ankam, habe ich es meistens ganz alleine, ohne Discord und Lerndate gemacht. Es war schön und unterstützend zu wissen, dass die anderen das Gleiche durchmachen, aber lernen musste ich selbst.
Hinzu kommt auch, dass es keine Online-Schule gibt, die eine:n ganz einfach durch die Vorbereitung zum Abitur bringt. Die Onlinematerialien vom Lernzentrum und die zugeschickten Bücher, insbesondere in Ethik, haben mir einen sehr guten Leitfaden gegeben und viel Zeit gespart – das war für mich als einen Berufstätigen ein totaler Glücksfall. Außerdem sehe ich die Simulationsprüfungen hier als ein Sprungbrett zum Erfolg in den mündlichen Prüfungen. Aber in einigen Fächern musste ich mehr selbst machen. Und deswegen sollte man nicht damit rechnen, dass der Fernkurs alle Sorgen übernimmt. Die meisten Schritte auf diesem Weg geht man doch alleine.
4 — Wie man nach dem erfolgreichen Abitur die Motivation verlieren kann
🏁 Die Prüfungen abgelegt, das Zeugnis erhalten. Das löst bei mir zweierlei Emotionen aus.
Zunächst hat es sich für mich wie ein Ende eines Films oder eines Theaterstücks angefühlt. Gleich fällt der Vorhang, oder?
Andererseits war das jetzt noch weit nicht der letzte Boss. Ich denke sogar zu oft, wie unbedeutend ist das Abitur im Vergleich zu der großen neuen Welt davon, was man danach machen kann. Nach dem Abi brauche ich dringend ein weiteres Ziel, wofür ich morgens aufwache.
Beide Ansichten treffen es nicht. Nach den Prüfungen kommt das perfekte Moment, um die ganze Mühe zu reflektieren und das Resultat zu genießen: Die harte Arbeit hat sich gelohnt, das Gefühl muss man sich merken. Liebe Abiturient:innen, vergesst bitte nicht zu feiern!
Jetzt ist die Zeit für den letzten Absatz in meinem Abi-Blog. Hoffentlich war es euch eine Vergnügung, alle die anderen zu lesen. Auf meiner Seite ist diese Zeit eine unvergessliche Erfahrung gewesen, die zugleich eine Herausforderung und Mittel für kreativen Ausdruck. Das Schreiben hat mich diszipliniert und zur tieferen Reflexion über die Lernprozesse aufgefordert. Fazit: Ich würde es jede:r weiterempfehlen, einen Lernblog zu führen, – jede:r, wer ein besseres Verständnis von sich selbst bekommen will. Und genießt den Sommer, den gibt es nur einmal im Jahr!