Beispielaufsatz
Liebe Mitschüler, liebe Lehrer und liebe Eltern,
ich danke euch, dass ihr alle heute hierhergekommen seid!
Mein Name ist Karin Mustermann, ich gehe in die Klasse 10 b. In diesem Vortrag soll es um die Frage gehen, ob und wie wir unsere alte Schulkantine auf Vordermann bringen können, damit sie einen Beitrag zu unseren schulischen Leistungen bringen kann.
Das Thema gesunde Ernährung ist zurzeit in allen Medien vertreten und hat gerade für Kinder und Jugendliche eine große Bedeutung.
Zunächst ein paar Fakten über die alte Kantine. Die meisten von euch werden das gar nicht wissen, weil – wie ich herausgefunden habe – die meisten Schulbesucher dort gar nicht essen gehen.
Die Kantine wurde 1997 in einer ehemaligen zweiten Turnhalle gebaut. Davor gab es nur einen mobilen Brezelwagen, der in der großen Pause vorbeikam. Die Kantine war also schon einmal eine große Verbesserung.
In den letzten sechs Monaten war ich jeden Mittag dort und habe mir ungefähre Schülerzahlen notiert. Das war einfach, weil wirklich nie viel los war. Von unserer Gesamtschülerzahl geht nur ungefähr ein Drittel in der Kantine essen.
Das erklärt sich vielleicht durch den sehr übersichtlichen Speiseplan. Im Wechsel gibt es dort nur Wiener Schnitzel mit Pommes, Spaghetti Bolognese und Pizza. Als Beilage ein paar Blätter Salat. Ein Getränkt muss extra aus dem Automaten gezahlt werden.
Das Essen wird von der Firma Steak & Kartoffel jeweils geliefert. Jetzt mal Hand hoch, hier im Saal, wem diese Mahlzeiten schmecken! …. Ah, ja, ich sehe schon, das sind nicht viele. Ich war auch nicht sehr begeistert: zu fettig, zu salzig und ziemlich labberig.
An dieser Stelle mal ein paar Informationen darüber, wie eine gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche aussehen sollte:
- Um alle Bedürfnisse des Körpers abzudecken, sollte Essen abwechslungsreich sein.
- Getreide und Kartoffeln sind ein gutes Fundament. Vollkorn hat Vorrang.
- Gemüse und Salat, jeden Tag. Für weitere Vitamine und Ballaststoffe sorgt Obst.
- Milchprodukte sorgen gut für Zähne und Knochen.
- Getränke müssen immer dabei sein.
- Fleisch, Wurst, Fisch, Ei und Fett ja, aber eher weniger.
- Salz kann durch Kräuter ersetzt werden.
(Quelle: https://www.macht-dampf.de/was-ist-gesundes-essen/#c1122, eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft)
Der Titel des Ernährungsberichts 2017 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. lautet traurigerweise „So dick war Deutschland noch nie“. Zwar sei der Trend zum Übergewicht bei frisch eingeschulten Kindern etwas rückläufig, aber das scheint nicht anzuhalten. Laut des Berichts sind 59 % der Männer und 37% der Frauen übergewichtig, während sie noch im Berufsleben stehen. Kurz vor der Rente sind es dann 74 % der Männer und 56 % der Frauen. Da muss doch zwischendrin etwas schiefgegangen sein! Die DGE empfiehlt jedenfalls auch weiterhin alle Anstrengungen zu unternehmen, um Übergewicht in allen Altersklassen zu vermeiden. (Quelle: https://www.dge.de/presse/pm/so-dick-war-deutschland-noch-nie/)
Ich möchte jetzt nicht weiter darauf eingehen, was unsere Kantine im Moment in dieser Hinsicht alles falsch macht. Wenden wir uns doch gleich unserer Wunsch-Kantine zu! Meine Klasse 10b hat unter allen Schülern der Schule eine Umfrage gemacht, wie sie sich ihre Traum-Kantine vorstellen. Natürlich kamen dabei auch ein paar unbrauchbare Antworten heraus wie: „Sollte wie McDonald’s sein“, aber im Großen und Ganzen waren recht vernünftige Vorschläge dabei, die sich auch mit den Richtlinien des BMEL decken.
Die meisten Schüler möchten vor allem, dass ihr Essen lecker ist und lange satt macht.
Was lecker ist, ist letztlich eine Geschmacksfrage. Der eine mag lieber Kartoffeln, die andere Reis. Die einen Schüler lieben ihr Schnitzel, andere möchten gar kein Fleisch essen. Das ist auch schon keine Geschmacksfrage mehr, sondern eine Lebenseinstellung.
Unsere Traumkantine würde also jeden Tag auch eine fleischlose Mahlzeit zur Verfügung stellen. Ein Grundnahrungsmittel in Form von Kartoffeln, Reis oder Nudeln wäre immer dabei, zusammen mit viel Gemüse. Zum Nachtisch könnte man sich einen Naturjoghurt mit etwas Obst versüßen, das wäre perfekt. Um eine gute Sättigung zu erzielen, müssten Vollkornvarianten, sowie Gemüse und Obst mit Schale bevorzugt werden.
Als Bewohner dieser Erde ist es uns außerdem wichtig, dass durch unsere Ernährung keine Tiere, Pflanzen oder sogar andere Menschen geschädigt werden. Wir möchten gerne genau wissen, wo die Nahrungsmittel herkommen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden. Nachhaltigkeit ist dabei ein großes Stichwort.
Ich wette, weder meine Mitschüler, noch Eltern oder Lehrer wollen mit dem Gedanken am Esstisch sitzen, dass wegen der Erdbeeren, die jemand hier bei uns in Deutschland im Januar isst, in einem anderen Land den Bauern die Anbauflächen für ihren Eigenbedarf weggenommen werden, weil die Regierung Erdbeeren mit viel Gewinn exportieren kann.
Wird euch da nicht auch schlecht?
Was spräche dagegen, sich mit den Bauern in unserer Region zusammenzutun? Schon sehr viele Gemüse- und Obstkisten werden jede Woche an Privathaushalte ausgeliefert. Knackig frisch, Bio und ohne Verpackungsmüll. Das müsste doch auch in größerem Maßstab für unsere Schule gehen!
Dann müssten wir uns auch keine Sorgen darüber machen, wie viele und welche chemischen Schadstoffe in unserem Essen sind. Beziehungsweise könnten wir uns direkt vor Ort darüber informieren.
Ein weiteres Anliegen wären die Preise für eine Mahlzeit in der Kantine. Wenn das Ganze einen Sinn haben soll, muss so eine Mahlzeit für alle Schüler bzw. deren Eltern finanziell machbar sein. Den Vorgaben der Initiative „Macht Dampf“ des BMLE folgend, sollte ein Getränk auf jeden Fall mit inbegriffen sein. Wir meinen, jeder sollte auch einen Apfel gratis mitnehmen können. Ihr kennt ja bestimmt aus dem Englischunterricht den Spruch: „An apple a day keeps the doctor away.“
Ich sehe hier schon einige Leute den Kopf schütteln. Ja, ihr fragt euch sicher, wie man unseren Plan konkret umsetzen kann bei solchen Ansprüchen. Ich sag’s euch gleich: Das wird nicht ohne die Hilfe aller Beteiligten gehen. Es wird Arbeit für alle.
Wir setzen nicht nur auf die Bereitschaft aller Schüler, sich für das Tischdecken, Abräumen und Abspülen zur Verfügung zu stellen, sondern vor allem auf die Eltern!
Liebe Eltern, nur mit Ihrer tatkräftigen Unterstützung können wir eine neue Kantine realisieren! Ihr Part ist der wichtigste. Wenn Sie an unserer Schule den Kochdienst übernehmen, können wir günstiges, gesundes und frisches Essen zur Normalität machen. Erst jüngst konnte man in einem Artikel aus dem SPIEGEL nachlesen, dass das Verhalten der Eltern mitverantwortlich für das Gewicht der Kinder sei. (Quelle: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/uebergewicht-europa-deine-dicken-kinder-a-1133746.html) Seien Sie also Vorbild, und das direkt hier in der Schule!
In welchem Turnus Sie das regeln, können Sie letztlich gerne selbst entscheiden. Aber nehmen wir einmal an, jeder kocht eine Woche lang, also fünf Tage, dann bräuchten sich jetzt nur 38 Eltern in unsere Liste einzutragen, die Sie dort hinten auf dem Tisch liegen sehen.
Denken Sie einmal daran, wie sehr das unsere schulischen Leistungen voranbringen kann. Denn allein ein Drittel der Energie des Körpers verbraucht das Gehirn. Und denken Sie daran, was für eine tolle Gelegenheit das sein kann, die Schüler mit unterschiedlichen Landesküchen in Berührung zu bringen! Ich war neulich wieder einmal bei meiner Freundin Naoko zum Essen zu Hause und habe super leckeren japanischen Eintopf bekommen, den sollte jeder mal probieren!
Zur Einstimmung, und weil ihr nun sicher alle Hunger habt, hat die Klasse 10b heute gekocht und gebacken. Ja, das, was ihr jetzt riecht, nachdem Dimitri die Tür hinten aufgemacht hat, sind gesunde Frühstücksmuffins und eine leckere Ostersuppe. Die Rezepte könnt ihr über unsere Schul-Website herunterladen.
Wir hoffen, dass Sie sich danach zahlreich in unsere Listen eintragen und unser Vorhaben fleißig unterstützen. Ermöglichen Sie uns eine bessere Ernährung, die außerdem gut für unsere Umwelt ist!
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!