Textgebundene Erörterung – Argumentationsstrategien

Kapitel 7: Sag mir, wie du argumentierst, dann sage ich dir, wer du bist

Im vorigen Kapitel haben wir über die verschiedenen Arten von Argumenten gesprochen.
Innerhalb einer Diskussion, aber auch innerhalb eines Textes kann man Argumente auf unterschiedliche Art und Weise einsetzen, bzw. ausspielen. Dann hat man sich vorher vielleicht sogar einen bestimmten Plan gemacht oder eine Strategie ausgearbeitet. Natürlich hat man für einen Text dabei mehr Zeit als in einer Live-Diskussion.

In dem Text, der euch vorgelegt wird, sollt ihr erkennen, auf welche Art und Weise der Autor oder die Autorin verfahren ist und wie ihr die Wirkung beurteilt. So langsam kommt eure Meinung ins Spiel.

Folgende Strategien kann man beim Argumentieren verfolgen:

Einseitigkeit
Der Text zählt entweder nur die guten oder nur die schlechten Seiten eines Themas auf. Man kann das zurzeit beim Thema „Internet“ beobachten. Überall sprießen Artikel über die Gefahren des WWW aus dem Boden, es scheint regelrecht unmodern zu sein, die positiven Aspekte zu erwähnen. Das heißt nicht, dass es diese nicht gibt.
In solchen einseitigen Texten wird euch also die eine oder andere Seite der Medaille absichtlich vorenthalten, um euch in eine bestimmte Richtung zu drängen. Der Leser soll sich hier keine Meinung bilden, sondern die Meinung des Autors übernehmen.
Das fällt euch natürlich nur auf, wenn ihr hinreichend Faktenwissen zu dem Thema habt, deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal dringend davon abraten, Analysen und Erörterungen zu Themen zu schreiben, mit denen ihr euch nicht besonders auskennt!

Pro und Kontra
Das bedeutet, das Thema wird von zwei Seiten beleuchtet. Die Autoren setzen sich sowohl mit den positiven als auch mit den negativen Aspekten auseinander und überlassen es dem Leser, sich darauf basierend eine Meinung zu bilden.

Wenn ihr euch gut mit dem Thema auskennt, weil ihr persönliche Erfahrungen habt oder schon oft darüber nachgedacht und euch informiert habt, könnt ihr jetzt brillieren.
Aber bitte, auch wenn ihr eventuell etwas besser wisst oder einfach nicht einer Meinung mit dem Autor seid: Das ist kein Anlass zu Spott, Ironie oder Degradierung! Ihr seid hier nicht die Hauptperson, ihr stellt euch nicht in den Vordergrund. Ihr bleibt weiterhin sachlich und distanziert.

Ihr habt die folgenden Möglichkeiten, Argumente aus den Texten abzuklopfen bzw. anzugreifen:

Autoritäten: Wenn ihr wisst, dass im Text Experten zitiert wurden, deren Ruf zweifelhaft ist, könnt ihr das sagen. Wenn ihr die Experten selbst kennt und eine Vorstellung davon habt, wie glaubwürdig sie auf ihrem Fachgebiet sind, könnt ihr vielleicht sagen, was ihr sonst noch von ihnen zum Thema gelesen habt, das genauso maßgeblich war.

Normen: Ja, denkt an die Sache mit den Tischmanieren zurück. Normen gelten nicht überall und nicht für jeden. Sehr angreifbar.

Erfahrung: Persönliche Erfahrungen sind natürlich auch sehr angreifbar. Wenn mir jemand erzählt, dass er an Geister glaubt, weil er mal einen gesehen hat, muss ich das nicht als Argument hinnehmen. (Ich persönlich würde mir denken, er sollte sich vielleicht mal ins MRT legen oder einen Psychologen aufsuchen.) Bzw. ich könnte kontern, dass es keine Geister gibt, weil ich noch nie einen gesehen habe.
Viele Schüler glauben, der Satz: „Diese Geschichte ist gut, weil sie mir gefällt.“ zähle irgendwie als Begründung. Tut er aber nicht.

Analogie: Ebenfalls angreifbar und eigentlich nur als Beispiel tauglich, nicht als Erklärung oder Begründung. Wenn der Vergleich nicht übertragbar oder nicht nachvollziehbar ist, kann eine Analogie im ersten Moment vielleicht täuschen, aber nicht sehr lange. Nur weil z.B. der Mond Ebbe und Flut bei unseren Ozeanen verursacht, tut er das noch längst nicht im menschlichen Körper, weshalb es auch völlig wurscht ist, ob man bei Vollmond oder Neumond zum Frisör geht.

Logik und Fakten: So sollte es eigentlich sein – jemand präsentiert nachprüfbare Fakten und zieht daraus nachvollziehbare Folgerungen. Der Haken ist, manchmal kann man die Fakten nicht nachprüfen, manchmal gibt es andere Fakten, die einen Widerspruch bilden und manchmal gibt es Leute, die es für einen Fakt halten, dass der Mensch allein von Sonnenlicht leben kann.

Mit Agent Mulders Worten: Traue niemandem! Die Wahrheit ist irgendwo da draußen!

Kapitel 8: Und jetzt du!

 


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