Das habe ich in der Abizeit über die Aufsätze verstanden

Die warmen Sonnenstrahlen und der Hauch von der Frische da draußen — damit macht mich der Frühling manchmal zu nostalgisch. In diesem Zuge lade ich euch heute erstmal auf eine retrospektive Reise ein. Es wird um einige Einblicke über über Abiturtexte gehen und ich würde mich warm anziehen: Wenn das Abitur ein Gebirge wäre, wären die Deutschaufsätze für mich der höchste Berg 🎒


Wie man Berge versetzt

🐐 Am Anfang hatte ich Riesenangst vor unausgesprochenen Regeln, denen man in Deutschaufsätzen folgen sollte. Insgesamt habe ich nur ein Jahr auf einer deutschen Schule verbracht — der Rest war in einem anderen Schulsystem mit anderen Prioritäten und einer anderen Unterrichtssprache. Die Erfahrung hat gefehlt. Als ich in diesem einen Schuljahr meine Klausuren in Deutsch zurückbekommen habe, lautete das Feedback meistens: “So schreibt man solche Texte nicht.”

Dazu gewinnen lange Texte oft die Oberhand gegen mich; ich habe meine Aufsätze nur gehasst. Selbst die Vollendung der Arbeit hat mir keine Zufriedenheit gegeben.

Ich wollte es aber nicht so akzeptieren, als wäre mir das Ding einfach nicht gegeben. Ich wollte diesen Gipfel unbedingt besteigen. Eins war klar: Wenn ich die verlorenen Jahren nachholen wollte, musste ich das Schreiben üben. Nur so, durch Trial and Error wird man aktiv. Wenn ihr das noch nicht gemacht habt, lest auf jeden Fall den neusten Beitrag von Christina, in dem ihr über weitere aktiven Lernmethoden erfahrt!

Mittlerweile schreibe ich immer noch sehr langsam und schaffe die Arbeit nicht im Zeitrahmen, den die Abi-Richtlinien vorschreiben. Aber im Lernzentrum bekomme ich auch immer Feedback zu meinen Texten und weiß, dass es alles nicht vergebens war. Neben vielen Ausdrucksfehler finde ich eine große Ladung Wertschätzung — und das ist erstmal das Wichtigste, weil es den Antrieb für weitere Übung gibt. Und so werden die Texte peu à peu anständiger.

Regeln für jeden Text

“Jede Prüfung hat eigene Regeln” — so hat mir neulich eine Kollege von mir gesagt. Das stimmt so wirklich: Man muss halt wissen, was die Prüflehrer:innen lesen wollen, dann ist man schon gut aufgehoben. Solche Einblicke sind Gold wert — damit weiß man, welche Kompetenzen man erwerben sollte und wie man sich präsentieren sollte. Denn es geht wie häufig auch darum, welchen Eindruck man vermittelt 😉

⛏️ Hier ist die TOP-5 von solchen Goldstücken, die ich auf dem Weg gesammelt habe:

5 — Wissen filtern. Man hat viel gelernt: Von Sprache und Kommunikation bis hin zu Literaturgeschichte und Stilmitteln. Man erwartet von uns, dass wir möglichst viel von unserem Wissensgepäck in den Text mit reinnehmen. Aber bitte auch so, dass es für das Thema relevant ist — und das ist manchmal eine Fleißarbeit, eine schlüßige Verbindung zu finden.

4 — Inhalte ordnen. Insbesondere wenn man ein Dossier mit unterschiedlichen texten und Graphiken für materialgestützte Aufgaben bekommt, wird es schwierig. Vielleicht gibt es dafür Vitamine, aber bisher fand ich nur Übung hilfreich

3 — Mit eigenen Gedanken den Schritt zu halten. Klare Struktur in Schrift ist ein Zeichen von klarem Denken. Wenn ich einfach losschreibe, treibe ich mich selbst in eine Falle. Unter Zeitruck die Haufen von Wörtern neu zu sortieren oder einfach wegzulassen, das ist demütigend.

2 — Die Materialien verstehen. Oder eher zu zeigen, dass man die Materialien verstanden hat. Dafür ist die Inhaltsangabe in jeder Textart eine Pflicht. Und deswegen darf sie auch keine Nacherzählung des Textes oder eine Ansammlung von Zitaten sein — dann würde die korrigierende Person denken, dass ich den Text gar nicht verstanden habe.

1 — Viel zu schreiben. Der Umfang der Texte ist nicht streng nach oben begrenzt, aber ab einer bestimmten Länge würde die prüfende Person das nicht mehr nett finden. Nichtsdestotrotz ist das der wichtigste Skill, den ich bis zum 25.04 (Datum der schriftlichen Prüfung in Deutsch in diesem Jahr) üben will! Denn es gilt: So komplexe Sachverhalte wie in der Kursstufe kann man nicht auf drei Seiten abhandeln.

Der Ton macht die Musik

📯 Hier kommen wir zu den unausgesprochenen Regeln, vor denen ich so viel Angst hatte. Damit meine ich nicht nur die goldenen Schreibregeln, die uns im Lernzentrum in jeder Deutschklausur wie eine Art Formelsammlung zur Hilfe stehen (und gegen die ich im Blog unverschämt verstoße).

Oft spricht man davon, dass man in einem Aufsatz sachlich bleiben soll. Diese Formulierung entziffert bedeutet: Es sollen keine Emotionen auftauchen. Ich muss dann immer einen langweiligen Analysten oder einen Detektiv spielen 🕶️ ; selbst beim Verfassen argumentierender Texte, in denen man eine Position einnimmt, ist es ein Fehler. Und zwar ein häufiger: Eine Einzelmeinung wird verwechselt mit einem Argument.

Auch gehört es zur Aufgabe, dass man keine Gefühle bei den Leser:innen auszulösen versucht. Unsere Aufsätze sind nicht dafür da, jemanden zu manipulieren — das ist ein Unterschied zu den Außentexten, den wir oft ignorieren. Dieser und der vorige Punkte bedeuten auch, dass man möglichst keine Stilmittel benutzt: Die erspart man sich lieber für Gedichte.


🗻 Übrigens, vielen Dank, dass ihr bei dieser Bergwanderung dabei wart. Und danke, dass ihr diesen Blog lest — so habe ich mehr Motivation, um meine Schreibskills zu üben. Auf Deutsch zu schreiben ist sicherlich etwas, was ich aus der Abizeit mitnehmen will — und was würdet ihr?

Am Ende habe ich nach der neuen Tradition wieder einen Wunsch mitgebracht. Der lautet: Fühlt euch euren Zielen gerecht. Würde man seine Ziele eher erreichen, wenn man es wie ein spontanes Glück, wie Schnee auf den Kopf erwartet? Denke ich nicht. Wenn wir die Prüfung bestehen oder einen bestimmten Schnitt erreichen wollen, sollten wir auch dafür bereit sein. Dann ist man selbst nicht so klein und der Berg nicht mehr so groß.

Auf Wiederlesen,

Euer Danila

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